Von der Idee zum Prototypen

Idee und Planung

 

Liegerad bauen im Wohnzimmer. Also kein Schweißen und kein Lackieren.

Die einfachste Konstruktion, die mir einfiel war eine Mischung aus XYZ-Spaceframe und Kingcycle.

Meine ersten Schritte mit freeCAD:

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Teile

..was so rum lag (vielen Dank an alle Spender)

Hinterrad: 28“ Dreigang SRAM mit Rücktritt(!)  – Spende vom kaputten Hollandrad (zwei Speichen  vom Vorderrad entnommen)

Vorderrad: 20“ extra breite Stahl-Felge an Chrom-Gabel vom BMX (aka Kinderradl) vom Speicher  für der Steam-Punk-Look ;

später: Alu-Felge mit Schwalbe Marathon Racer an einer billigen Federgabel von RST

Vorderradbremse: V-Brake

Lenker: 560mm Bullhorn Alu

Poeng Sessel

Mehrere Gepäckträger, Lampen,…

Kaufen musste ich das Alu, Schrauben, Gewindestangen, Innenlager, drei Ketten, Federgabel, Vorderrad-Decke und Schlauch, Sitzbezug – alles zusammen ca. 150€ bis jetzt.

 

Rahmen

Der Rahmen besteht aus zwei Alu Rechteckrohren 60mm x 30mm 2mm Wandstärke Länge 1,35m. Praktisch alle Schrauben sind M5.

Hier zeigt sich schnell, das die vermeintlich einfachste Konstruktion nicht so einfach ist. Die durchgehenden Balken sorgen dafür, dass alles von allem anderen abhängt: Gesamtlänge/Sitzposition, Steuerkopfposition, Winkel, Breite der Hinterachse, Radgröße, Kettenführung, … sehr unpraktisch – jede kleine Änderung an einem Ende verändert alles andere.

Hinterradaufhängung – andersrum als geplant.

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So könnte es mal aussehen:

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Lenkkopf

Mit dem passenden Werkzeug wär’s vielleicht etwas schneller gegangen.

Endlich das richtige Werkzeug! Links im Bild – die Elektroniker unter euch werden die Braunsche‘ Röhre sofort erkannt haben.

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Weiter auf dem Weg zum Steuerkopf.

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Noch sind die 25×25 Distanz-Rohre auf der Oberseite. Später hab ich alles nochmal auseinander geschraubt und sie nach unten verlegt. Noch später hab ich alles nochmal zerlegt und den ganzen Steuerkopf nach vorn verschoben. Aber dazu später…

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Jetzt erstmal das Tretlager (heißt jetzt Innenlager).

Innenlager

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Ohne passenden Gewindeschneider muss man die Schrauben schräg anfeilen und viel von Großmutters gutem altem Roboteröl verwenden.

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Das Lager hat sich nach ca. 200km auf einer Seite losgeschraubt und ist inzwischen mit Zwei-Komponenten-Kleber fixiert.

Sitz

Die erste von zwei echten Schwierigkeiten.

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Ikea Po-Äng – ein bisschen zersägt und mit Schaumstoff bespannt als provisorischer Sitz. Fast bequem, leider drück er zwischen den Schulterblättern und ist viel zu hart für ein ungefedertes Fahrzeug.

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Hier sieht man auch gleich die ersten Experimente mit der zweiten großen Herausforderung – der Kettenführung.

Lenkung

Ein richtigen Liegerad hat die Lenkung unterm Sitz (warum eigentlich?) was die Kettenführung noch komplizierter machen kann weil der Lenker im Weg ist.

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Natürlich bekommt die Schubstange noch Kugelköpfe, aber am Sonntag sind die so schlecht aufzutreiben und Probefahren ist doch sehr wichtig.

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Nicht so gut zu sehen, und so würde ich es auch nicht noch mal machen:

Senkrecht zum Rahmen ein 25×25 Rohr mit oben und unten je ein Kugellager vom Skateboard, und eine M8 Gewindestange, die den Lenker hält. Funktioniert zwar, ist aber zu weich.

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Kettenführung

Hier rächt sich die Entscheidung eine Nabenschaltung zu verbauen und der Unten-Lenker ist im Weg. Ohne Kettenspanner muss ich nicht nur die Langlöcher in der Hinterradaufhängung neu machen, sondern auch die Kette richtig spannen und führen.

Das Leertrum muss unterm Lenker durch und zwischen Vorderradgabel und Steuerkopflager hindurch.

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Manchmal braucht man doch eine Drehbank. Und nein, PA6 ist nicht so gut zu verarbeiten wie Aluminium.

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Das ganz nochmal von unten. Schon mit neuem Vorderrad und Reifen, aber noch ohne Federgabel.

Und eine neue alte Tretkurbelgarnitur musste her, weil sich bei der alten die Verbindung von Kettenblatt und Kurbel gelöst hatte.

Jetzt ist die Übersetzung mit 52 Zähnen vorne und 18 hinten deutlich angenehmen.

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Ausfahrt

Die erste zweistündige Probefahrt noch ganz im Steam-Punk/russischer Bauhaus Stil.

first ride

Die erste Version im Dauereinsatz, komplett mit Gepäckträger, zwei Bremsen (am Hinterrad), Licht, Klingel und fast allen Reflektoren.

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Nach einigen 100km ging zeigten sich die wichtigsten Mängel:

  • Innenlager hat sich los geschraubt -> Epoxid
  • Kurbel hat sich vom Kettenblatt gelöst-> neue alte Kurbel/Kettenblatt => viel schneller.
  • Die Kette schleift an der V-Brake am Hinterrad.
  • Vorderradfederung fehlt: schon bei kleinen Unebenheiten können die Füße von den Pedalen abrutschen, was sehr gefährlich ist.
  • Hinterradfederung fehlt.
  • Der Sitz ist viel zu unbequem
  • Zu langsam – man könnte viel schneller fahren.

Vorderreifen

Das alte BMX Profil hat ausgedient, der angeblich schnellste Reifen mit Puncture protection musste her.

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Federgabel

Nach langem Warten sehr günstig in der Bucht geschossen. Die Gabel ist wohl eigentlich für Kinderfahrräder und immer wenigstens halb eingefedert, aber ich wollte ja nicht in schweres Gelände sondern nur nicht am abgesenkten Bordstein vom Rad fallen.

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Jetzt kann auch die Bremse nach vorn – aber natürlich ist der Bowdenzug zu kurz.

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Sitz II

Das alte Poeng-Gestell wandert auf Alustreben 40cm auseinander. Beim  ersten Versuch besteht die Persenning aus zwei Einkaufstaschen.

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Beim vorerst letzten Versuch besteht die Persenning aus Batyline ISO 61 – unelastisch, reißfest, UV-besändig… kostenintensiv.

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Der bespannte Sitz ersetzt fast die Hinterradfederung. Off-Road und Down-Hill sollte man noch etwas langsamer tun (für up-hill ist das Rad sowieso zu schwer) aber vor abgesengten Bordsteinen und  unebenen Gullideckeln muss man keine Angst mehr haben.

 

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Hier ist erstmal Schluss mit Basteln – es wird Zeit für Version 2: Mit Ferderung vorne und hinten, Scheibenbremsen, elektrischem Zusatzantrieb, einem leichteren Rahmen, …


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